Unsere Geschichte begann am 30.November 2005 um 17:30 Uhr… eigentlich ging es nur um ein ärztliches Attest und einen hartnäckigen Husten der meiner Tochter Marilyn (damals 11 Jahre alt) zu schaffen machte. Das ihre Haut unerträglich juckte, haben wir zuerst auf die kalte Jahreszeit geschoben und uns mit Fettcreme eingedeckt. Der Kinderarzt hat sich dann dazu entschieden ihre Lunge zu röntgen. Mary und ich warteten im Wartezimmer bis wir wieder aufgerufen wurden. Als wir auf das Behandlungszimmer zugingen, hat die Schwester mit Mary ein Gespräch angefangen und mich alleine in das Zimmer des Arztes geschoben. Als sie die Tür hinter mir schloss, wurde mir speiübel und ich wusste hier stimmt was nicht…

Der Kinderarzt saß kreidebleich in seinem Sessel und starrte auf das Röntgenbild an seinem Bildschirm und dann starrte er mich an und dann wieder das Bild… ich konnte das Bild nicht deuten, weil ich im ersten Moment dachte, das dieser rießengroße dunkle Fleck die Lunge meiner Tochter war und der etwas kleinere Fleck am oberen rechten Rand sei halt das Anzeichen einer Lungenentzündung oder so. Der Arzt hat sichtlich mit sich gekämpft um die Fassung zu bewahren und ich hab ihn nur angesehen… ich habe nichts sagen können, hab nur abwechselnd ihn und dann wieder das Röntgenbild angeschaut….

Leider war der rießengroße dunkle Fleck nicht Mary’s Lunge, sondern der helle kleine Fleck stellte ihre Lunge dar, die von dem großen Schatten verdeckt wurde… Der Arzt hat mir erklärt, das wir sofort ins Krankenhaus müssen und er schon einen Termin in Erlangen vereinbart hätte für den darauffolgenden Tag um 9:00 Uhr morgens.. Wir sollten uns bei einem Professor vorstellen und er würde uns dann alles weitere erklären…

Nach einer schlaflosen und sehr tränenreichen Nacht sind wir am Morgen des 1.Dezember in der Uniklinik Erlangen eingezogen.. Station 2c – Onkologie…

Es folgten unzählige Untersuchungen, Gespräche mit Ärzten, Psychologen und dem sozialen Dienst der Klinik… ich war total überfordert, fühlte mich überfahren..

Noch am gleichen Tag fing der Zustand von Mary an, sich zu verschlechtern.. Sie bekam hohes Fieber und sie hatte Panik zu ersticken… Am nächsten Tag wurde eine Biopsie gemacht um zu diagnostizieren was mit ihr los ist.
Wir mussten endlos lange auf die Diagnose warten, die da hieß „Morbus Hodgkin“ . Heute kann ich mich nicht mehr daran erinnern, wie wir diese Zeit hinter uns gebracht haben…

Sofort musste mit der Chemotherapie begonnen werden. Mary hat darauf bestanden ihren Brüdern selbst zu sagen, wie es um sie stand. Noch nie habe ich so ein erwachsenes kleines Mädchen gesehen, wie an dem Abend an dem sie ihren Brüdern sagte, das sie Krebs hat und selbst noch nicht weiß ob sie überleben wird. „seid nicht traurig, aber es kann sein, das ich sterben muss… aber jetzt kennen wir den Feind und werden kämpfen, damit ich wieder gesund werde“ …. Damit hat sie alles gesagt was zu sagen war und hat dem Krebs den Kampf angesagt. Und wir haben gekämpft… Operationen, Chemotherapie und Bestrahlung…

Es gab Hochs und Tiefs, aber auch sehr rührende Momente…

Wie der Moment als ihr kleiner Bruder sich eine Glatze rasierte, als ihr die Haare ausfielen, oder als US5 (Boygroup) ihr zu ihrem Geburtstag ein Konzert in Erlangen widmete und sie der Ehrengast war oder Unmengen von Postkarten, Briefen und Päckchen die ihr Kraft und Halt gaben und ihr zeigten, dass sie nicht alleine ist und es Menschen gibt, die an sie denken. Es war eine sehr harte Zeit, aber wir haben auch viel Kraft gewonnen und einen sehr großen Zusammenhalt erlebt. Wir haben unsere Prioritäten neu gesetzt und leben bewusster als vorher… Wir haben neue Freunde dazugewonnen und kleine Kämpfer verloren, an die wir noch heute denken..

Heute ist Mary 17 Jahre jung und eine bildhübsche Junge Dame, die genau heute ihr erstes Vorstellungsgespräch für eine Ausbildung als Industriekauffrau hat.

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die uns unterstützt, getröstet und geholfen haben. Ohne Euch wäre ich oft verzweifelt!