Am 04.12.2002 ist unser jüngstes Kind Hanna mit 9 ½ Jahren gestorben. Knapp 4 Jahre zuvor wurde bei ihr ein Tumor (Medulloblastom) im Kopf diagnostiziert. Das war ein Schock für die ganze Familie.
Man hört davon, doch glaubt man, nie selbst betroffen zu werden. Mir war nicht klar, welche Zeit auf uns zukommen wird und schon gar nicht habe ich damit gerechnet, dass unser Kind sterben muss. Es begann eine Zeit des Leidens und des Hoffens.

Hanna war ein sehr sehr tapferes, starkes Mädchen. Sie hat sich während der ganzen doch fast 4 Jahre nicht unterkriegen lassen. Sie hat Operationen, Therapien und wochenlange Krankenhausaufenthalte tapfer ertragen. Doch als sie schließlich zum dritten Mal ein Rezitiv hatte, sagte sie zu mir „Ich will sterben“. Für uns beide, wahrscheinlich für unsere ganze Familie war klar, jetzt wird sie uns für immer verlassen.

Mein Mann wollte Gewissheit und so ging Hanna ein letztes Mal in den Kernspint.
3 Tage danach legte sich Hanna in mein Bett, um nie wieder aufzustehen. 10 Wochen lag sie da, ohne zu essen, mit nur einem Glas Cola täglich, welches sie mit einem Strohhalm trank und mit Schmerzpflaster am Rücken. Das Schlimmste an den langen Wochen war, dass sie nicht mehr mir uns redete.

Sie hatte bei der letzten Hochdosistherapie ihr Gehör fast vollständig verloren und konnte (oder wollte) nach ein paar Tagen nicht mehr unsere Botschaften lesen. Sie verfiel zunehmend und es war ein Elend, zusehen zu müssen und nichts tun zu können.

Wir wurden von Andre betreut, der uns von der ambulanten Schmerztherapie zugeteilt wurde. Niemand rechnete damit, dass Hanna 10 Wochen lang am Leben bleiben würde. Ich denke, sie wollte uns so den Abschied „leichter“ machen, denn ich konnte ihren Tod als Erlösung annehmen. Oft war ich an ihrem Bett gesessen, habe geweint und ihr gesagt, sie solle „gehen“. Sie hat dann am 04. Dezember einfach das Atmen aufgehört.

Auch jetzt nach fast 2 ½ Jahren ist es mir ein großes Bedürfnis, täglich an ihr Grab zu gehen, obwohl es mir unfassbar scheint, dass mein Kind da unter der Erde liegt.
Tief in meinem Herzen ist sie immer bei mir …uns!

Andrea S.